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Wenn die Amazonen nur noch kriechen

Grundsätzlich bin ich ja mit meinem Provider, der Deutschen Telekom, und meinem VDSL-Anschluss sehr zufrieden: bislang (überraschend) guter Kundenservice, wenn man ihn denn mal braucht, stabile Anbindung (vor dem letzten Disconnect am frühen Morgen war ich weit über einen Monat ununterbrochen verbunden), auch sonst keine Probleme.

Zwar las ich bereits vor (nunmehr bald fünf!) Jahren bei Daniel Weber über die Peering-Policy der Telekom, die man wohl zusammenfassen kann als “wir bauen überlastete Verbindungen gezielt nicht aus, es sei denn, die großen Inhaltsanbieter (Facebook, Youtube, große Hoster …) kommen uns finanziell oder anderweitig entgegen; dann schaffen wir für die eine Sonderlösung”. Wer da nicht mitspielen will, muss eben damit leben, dass die Telekom-Kunden (und das sind ja nun viele) den Eindruck haben, der Anbieter sei schlecht zu erreichen. Das ist fraglos nicht fair, und es ist auch für das Netz und im Grundsatz auch für die Telekom-Kunden nicht gut; bislang habe ich insoweit aber keine großen Auswirkungen gespürt.

Anfang November berichtete Daniel dann von der versuchten Umschaltung der Kunden eines aufgekauften niederländischen Anbieters auf das Netz der Telekom, unter Kündigung der bisherigen dezentralen Peering-Angebote. Und das ging nun offenbar kräftig in die Hose.

Ungefähr zur gleichen Zeit fielen mir sehr langsame Reaktionszeiten bei verschiedenen Webanbietern auf: zunächst bei XING, dem Business-Netzwerk, dessen Profilseiten sich - jedenfalls, was die Bilder betrifft - geradezu quälend langsam aufbauten; die Ladezeiten näherten sich teilweise dem Minutenbereich. Interessanterweise schien mir das Phänomen nur manchmal aufzutreten; bei genauerer Betrachtung vor allem am Wochenende, teilweise auch abends, also zu den Zeiten, wo mit intensiverer Netznutzung zu rechen ist. Danach ging es dann bei Keybase weiter: unter der Woche laufen die Webseiten ganz normal, ein Klick und die Seite öffnet sich. Am Wochenende kann man teilweise erst einmal einen Kaffee holen gehen; da kann es mal 10, mal 20, mal 30 Sekunden oder länger dauern, bis einzelne Seiten geladen werden. Wo XING hostet, sei mal dahingestellt, Keybase jedenfalls nutzt (wie sehr viele Anbieter) die Amazon-Cloud, also AWS, Amazon Web Services, und da sollte eigentlich ausreichend Leistung bereitstehen.

Nun kann man natürlich nie ausschließen, dass ein Unternehmen - zumal eines, das vermutlich bislang ohne größere Einnahmen arbeitet, von Venture-Kapital abgesehen - mit dem Ausbau seiner Kapazitäten eher zurückhaltend umgeht, aber vorletzte Woche wurde es dann völlig lächerlich. Ich hatte eine Lizenz für ein Programm erworben und dieses nun herunterzuladen; das sollte mit 250 MBit in der Anbindung eine Sache von Sekunden, vielleicht Minuten sein, jedenfalls - samt Installation - noch schnell vor dem Abendessen erledigt. Sollte man denken.

Download im Browser über VDSL.

Offenbar ein Irrtum. Rund anderthalb Stunden für 165 MB. Wie bitte?!

Auch der Download kommt von Amazon - und es war Wochenende. Offenbar ist das kein Problem eines einzelnen Anbieters, sondern ein Problem der Verbindung zu AWS insgesamt; nur, von welcher Seite aus? Von Amazon oder von der Telekom? Sollte Daniel mit seinen Bemerkungen zur Peering-Politik der Telekom recht haben? Nun, das lässt sich testen (und zugleich der Download deutlich beschleunigen); wozu betreibe ich einige Server? Also versuchen wir den Download eben von dort, aus dem Rechenzentrum eines größeren deutschen Serverhosters.

Derselbe Download vom Server aus.

2.54 MB/s ist jetzt auch kein Überschallknall, aber doch “etwas” flotter als 33 kB/s. So war der Download dann auch in etwas mehr als einer Minute erledigt, statt nach weit über einer Stunde. Und vom Server nach Hause dauerte es auch länger als eine Minute, aber nicht viel. Offenkundig liegt das Problem also nicht in der Anbindung von Seiten der Amazon Web Services (was mich auch überrascht hätte).

Womit ich jetzt wirklich fragen muss: Telekom, ist das echt euer Ernst?!

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