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Open News Network - Usenet für alle

Die künftige Kostenpflichtigkeit von news.individual.de wühlt weiter das Usenet auf und treibt seltsame Blüte. Eine dieser Knospen trägt den Namen "Open News Network".

Dahinter steht der Gedanke, es müsse doch möglich sein, durch gemeinsame Anstrengung auch dezentral einen kostenlosen, qualitativ guten Zugang zum Usenet bereitzustellen, wenn bspw. jeder ein wenig Traffic von seinem Mietserver abtritt und wer keinen solchen sein eigen nennt dann Marketing, Verwaltung oder Abuse-Management übernimmt. Zweifelsohne ein guter Gedanke, der dem ursprünglichen Ideal des Usenets entspricht. Nur mag mir die Umsetzung im Moment noch nicht so recht gefallen.

Zum einen stelle ich mir die Frage, was daran so revolutionär neues ist. Wenn man sich darauf beschränkt, einen Server für sich selbst und ggf. ein paar Freunde und Bekannte zu betreiben, dann ist man nicht weiter als bisher, denn solche Kleinserver gibt es schon, und diese funktionieren, soweit ich sehen kann, auch gut. Wenn man die größere Lösung wählt und ein Netzwerk von Servern aufbaut, die nicht nur miteinander peeren, sondern auch eine übergreifende Nutzerverwaltung entwickeln und dabei die Arbeit auf verschiedene Schultern verteilen (einer stellt den Server, einer baut die Webseiten, einer macht das Abusemanagement, …) wollen, dann ist man vom Gedanken her nicht weit weg von älteren Initiativen und Vereinen wie den Regionaldomains des ehemaligen Individual Network e.V. (und man darf sich fragen, warum man seine Energien dann nicht dort investiert, statt etwas neues aufzubauen).

Zum anderen hätte ich ein besseres Gefühl bei der Sache, wenn ein solches doch sehr ambitioniertes Projekt mit etwas mehr Sachverstand starten würde. Nach dem, was man von den "Machern" liest, sind die Kenntnisse im Umgang mit Newsservern und dem Usenet sowohl von der Technik her als auch von den zu beachtenden Üblichkeiten und rechtlichen Rahmenbedingungen her teilweise doch noch sehr begrenzt, von einschlägiger Erfahrung gar nicht zu reden. Ob es da nicht besser wäre, erst einmal klein anzufangen, statt lauter faszinierende neue Ideen wie die Verteilung von Nutzerdatenbank und Logfiles per Newsgroups zu erwägen?

Zum dritten - und das ist der entscheidende Grund für mein Unbehagen - scheint man zwar allmählich "schonmal zu machen", sich aber noch gar nicht wirklich einig zu sein, was man denn nun genau will. Server aufzusetzen, sich gegenseitig Hilfestellung zu geben und miteinander zu peeren ist alles gut und recht, aber die ursprüngliche Idee war eines "Networks" war ja nun schon etwas ambitionierter; und nachdem man von einigen Mitgliedern hörte, man könne gerne den Server stellen, habe aber für Nutzerverwaltung und Abuse-Management auf Dauer nicht die nötige Zeit, dann scheint die Verteilung auf mehrere Schultern auch dringend notwendig zu sein.

Bei der Frage, was genau das Open News Network ausmacht, wer mitmachen kann, welche Verpflichtungen damit verbunden sind, welche Regeln für die Nutzer gelten sollen, herrscht aber offenbar - obwohl das Projekt anläuft - noch kein Konsens; geschweige denn, daß kompliziertere Dinge im Hinblick auf die Koordinieirungsfunktionen gelöst wären. Zentrale Nutzerverwaltung und zentrales Abusemanagement müssen zunächst technisch eingerichtet werden; aber das ist der kleinste Schritt. Danach müssen Verantwortlichkeiten geregelt werden, Vorgehensweisen und "Dienstpläne" abgesprochen werden, Strukturen zur Entscheidungsfindung bei Dissens und die Voraussetzungen für ein einheitliches Auftreten nach außen geschaffen werden. Das geht schon damit los, daß man sich einmal einig werden müßte, wer denn überhaupt zu dem Team gehört, daß Nutzerverwaltung und Abusemanagement betreibt und welche Werkzeuge dafür zur Verfügung stehen müssen. (Und wenn man einmal sieht, daß die simple Moderation nicht gerade lebhafter Newsgroup auf längere Zeit gesehen Teams von einem halbdutzend Personen und mehr zu erfordern scheint, dann fragt man sich als Beobachter, wie das gehen soll.)

Wer sich selbst einen Eindruck verschaffen, mitdiskutieren oder auch den Newszugang testen möchte, der sollte einmal im Wiki des Open News Networks vorbeischauen und auf einem der Server die administrativen Gruppen opennews.* abonnieren.

Schauen wir mal. Vielleicht findet das Team ja auf einen guten Weg. Zu wünschen wäre es.

Trackbacks

Netz - Rettung - Recht am : Szafisze Neuigkeitenverbreitung

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Mindestens einen positiven Effekt hat das Open News Network schon gehabt: es werden viele Leute motiviert, sich einmal wieder mit dem Gedanken der Bereitstellung eines Newsservers zu befassen, und zumindest nach meinem subjektiven Eindruck ist auch das

Netz - Rettung - Recht am : Neues vom Open News Network

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Das Open News Network kommt allmählich in die Gänge. Mit der Technik scheint’s zu laufen, soweit man das von draußen sehen kann, und die Grundstrukturen einer replizierbaren zentralen Benutzerverwaltung sind (auf LDAP basierend) inzwischen gelegt. Auch

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