Debian Lenny und Belkin Sentry Bulldog
Das Upgrade meines heimischen Servers von Debian Etch auf Debian Lenny hat im großen und ganzen gut funktioniert; neben dem unvermeidlichen Abgleich geänderter Konfigurationsdateien ("nehme ich die neuen Defaults und Kommentare in meine bestehende Datei, oder übernehme ich die Datei und ziehe die lokalen Änderungen nach?") ergaben sich nur einige Kleinigkeiten (der selbst kompilierte Exim wollte nach Entfernen einiger "obsolote" Libraries neu kompiliert werden; locate war plötzlich verschwunden; die Apache-Konfiguration muß angepaßt werden), wenn man einmal davon absieht, daß /lib offenbar deutlich gewachsen ist, so daß es sich nun rächt, daß ich damals beim Partitionieren mit dem Platz für / etwas arg sparsam war. Daran wird sich allerdings, so fürchte ich, ohne weiteres nichts tun lassen.
Darüber hinaus stellte sich - ebenfalls Munin sei Dank - bei genauerer Betrachtung aber auch heraus, daß sich die Systemauslastung spürbar erhöht hatte. Außerdem war die Anzahl der Timer-Interrupts geradezu explodiert. Nun, es hätte ja sein können, daß das einfach eine Folge des Upgrades ist - andere Software, mehr Software, wer weiß? Eine nähere Untersuchung der Angelegenheit ergab dann aber, daß der mutmaßliche Verursacher mit hoher Prozessorauslastung in top der Task upsd war, der für die Ansteuerung der USV sorgt (wobei Ansteuerung wohl etwas übertrieben ist; im wesentlichen soll er eine Handvoll Signale auswerten und loggen, bspw. "zu heiß", "zu kalt", "Batterie wird alt", "Störung" oder eben vor allem "Netzausfall" und "Batterieladung niedrig", und im letzteren Fall das System herunterfahren, was er in jüngerer Vergangenheit auch schon einmal erfolgreich getan hat).
upsd gehört zum Belkin Sentry Bulldog, einer vom Hersteller der USV ausgelieferten Software, die daneben auch noch den Netzwerkbetrieb erlaubt, insbesondere die Abfrage des Daemons über das Netz von einem entfernten Client aus und theoretisch auch eine Weboberfläche, die allerdings bestenfalls minimalistisch gehalten ist. Ich hatte damals bei Installation der USV mit einigem Aufwand eine alte Linux-Version für Redhat installiert und angepaßt, so daß sie lauffähig war, die ihren Dienst bis heute problemlos versehen hat. Ganz offensichtlich kann sie sich aber an die neuen Zeiten nicht so recht gewöhnen; also ist Abhilfe geboten, denn mit einer solch unnötig hohen Last wollte ich das System dann doch nicht auf Dauer laufen lassen.
Eine aktuelle Version des Herstellers war nicht in Sicht, aber wie man schon an den eingestellten Graphiken sieht, habe ich eine andere Lösung gefunden, und die heißt nut.
nut ist sozusagen die universelle Variante der Bulldogge: ein Daemon, der mit vielen verschiedenen USV sprechen kann, plus Client zur Auswertung und Steuerung des Inputs, plus optional ein Webinterface - und vor allem für Debian paketiert.
Die Installation und Konfiguration erwies sich anhand eines Tutorials als recht einfach, wenn auch für meinen Geschmack unnötig kompliziert - denn der Autor (oder der Debian Maintainer) liefert keine Konfigurationsdateien mit, noch nicht einmal in Form komplett auskommentierter Rohfassungen, die man vor einem ersten Start erst bearbeiten muß, sondern nur Samples, die in /usr/share/doc/nut/examples/ liegen und sinnvollerweise erst einmal ins Konfigurationsverzeichnis kopiert, umbenannt und dann editiert werden müssen. Das ginge m.E. auch einfacher. Mit der mitgelieferten Doku und dem genannten Tutorial lassen sich aber alle nötigen Schritte einfach nachvollziehen (von einem Fehler bei der Beschreibung der Freigabe des Zugriffs auf die serielle Schnittstelle abgesehen; dort steht im Tutorial udevadm control trigger, richtig wäre aber udevadm trigger).
Einige Tests später läuft der Daemon dann fröhlich vor sich hin, versteht sich auch mit der USV gut, und die Weboberfläche sieht richtig schick und elegant aus. Da ist es auch zu verschmerzen, daß der Belkin-Client sich natürlich nicht mehr mit dem Server verbinden kann. Mit "mal eben vom Windows-Desktop aus nach der USV schauen" ist’s also Essig, genauso mit der dort mitgeführten Ereignis-Dokumentation und diversen Auswertungen, Listen und Graphiken, die - ehrlich gesagt - aber ohnehin nur begrenzten Wert hatten. Die positive Wirkung auf die Systembelastung läßt sich jedenfalls aus den eingestellten Graphiken leicht ablesen.
Bleibt jetzt nur noch abzuwarten, ob im Ernstfall auch der Shutdown funktioniert - aber das festzustellen bleibt uns hoffentlich noch längere Zeit erspart.
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