Installation von Debian Squeeze
Gestern schrieb ich schon, daß ich mal wieder wahrlich zu nichts komme (jedenfalls nicht zu den Sachen, die ich mir vorgenommen hatte) - daher mußte bislang auch die Einrichtung des neuen Rechners (die ich eigentlich in der ersten Woche des neuen Jahres abzuschließen hoffte) zurückstehen. Heute habe ich damit aber dann einmal - mit Unterstützung aus dem IRC - angefangen und ein Debian Squeeze (dessen Release ja unmittelbar bevorsteht) installiert. Da die Maschine per KVM-Switch an Monitor, Tastatur und Maus hängt, habe ich mich mittlerweile entschlossen, sie nicht nur als Server, sondern auch als Desktop zu nutzen, auch um einmal ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sich ein Linux auf dem Desktop so anfühlt - denn obschon ich seit gut 10 Jahren mit Linux als Server-OS umgehen, arbeite ich auf dem Desktop immer noch unter Windows (zunehmend ergänzt um Tools aus der unixoiden Welt).
Aufgrund meiner bisher mangelnden Erfahrung mit der Installation eines Systems (ich kenne den Arbeitsgang in der Regel erst beginnend mit der Anpassung eines vom Provider aufgespielten Images und habe Erfahrung im wesentlichen mit dem Zugang via SSH, nicht mit der Arbeit an der Konsole …) und der Tatsache, daß Debian für das bevorstehende Release alle nicht-freie Firmware aus dem main-Archiv entfernt hat, befürchtete ich erhebliche Probleme, schließlich sind mir aus den vorgenannten Gründen im weitesten Sinne hardwarenahe Arbeiten (Treiber, Kernel, Partitionierung von Platten, Auswahl des Filesystems und Einrichtung von RAID, LVM und Co.) nicht wirklich vertraut. Der Ablauf erwies sich aber als angenehm einfach.
Nach dem Herunterladen eines Netinstall-Images aus den täglichen Snapshots und dessen Brennen auf CD wurde mir nach dem Boot angeboten, den graphischen oder den konsolenorientierten Installer zu starten, wobei ich mich für letzteres entschied; danach wurde ich durch die Ersteinrichtung geführt, bis … tatsächlich eine fehlende Firmware (rtl8168d-1.fw) gefunden wurde, sinnigerweise ausgerechnet für die (Realtek-)Netzwerkkarte (ohne die sich ein Netinstall dann vermutlich nicht so richtig erfolgreich gestalten dürfte). Glücklicherweise hatte ich mich bereits vorher informiert, wo Debian die nicht-freie Firmware jetzt versteckt hat, so daß ich den entsprechen Tarball herunterladen und via USB-Stick bereitstellen konnte. Das half aber nicht; weder der Tarball noch die ausgepackten Debs konnten den Installer glücklich machen. Weitere Suche mit dem Namen der vermißten Firmware führte dann zu einem Bugreport und dem entsprechenden Firmware-Paket mit Realtek-Firmware; ich habe dann entsprechend das dort verlinkte Tar-Archiv heruntergeladen, ausgepackt und - nach mehreren erfolglosen Versuchen - die Realtek-Firmware in das Root-Verzeichnis des USB-Sticks gepackt. Jetzt war der Installer glücklich.
Im weiteren Verlauf gelang es mir allerdings dennoch nicht, eine Netzwerkverbindung aufzubauen, was die weitere Installation etwas hinderte, insbesondere soweit Repositories eingebunden und Sicherheitsupdates geladen werden sollte; nach deren Abschluss und einem Reboot war jedoch eine Netzwerkverbindung vorhanden. Hilfreich für den absoluten Anfänger *hüstel* ist es übrigens in solchen Fällen zu wissen, daß man mit Alt-4 ein Terminal mit den Logs und Fehlermeldungen angezeigt bekommt, mit Alt-1 wieder zurückkomt und ggf. auf einem der anderen TTYs eine Shell starten kann. Dokumentiert ist das im Install-Manual.
[Update vom 23.01.2011: Offenbar handelt es sich bei dem Problem mit der Firmware für die Realtek-Netzwerkkarte noch um einen Bug, der mit dem ersten Point-Release behoben werden soll - sowohl hinsichtlich der Probleme des Installers, die Firmware auf dem USB-Stick zu finden, als auch hinsichtlich der fehlenden Netzwerkkonnektivität nach dem Finden der Firmware.]
Der Rest der Installation bis zum ersten Reboot verlief ereignislos, gut unterstützt und dokumentiert - es gelang mir auch auf Anhieb (naja, mit einigen Versuchen), aus meinen beiden Festplatten ein RAID 1 (mit gesonderter Bootpartition) zu erstellen, darüber LVM zu legen, die einzelnen Logical Volumes anzulegen und zu formatieren, ohne daß ich (abgesehen von Hinweisen zu der grundsätzlichen Auswahl des Filesystems und der Partitionierung) irgendeine Unterstützung via IRC gebraucht hätte.
Nach dem Reboot saß ich dann zum ersten Mal vor einer graphischen Konsole mit Gnome - und ich muß sagen, das gefällt mir bisher gut. Momentan muß ich mich dort noch zurechtfinden, aber immerhin kann die Maschine schonmal MP3s abspielen (nächster Eintrag auf der ToDo-Liste: Musikbibliothek mit korrekten MP3-Tags versehen … *seufz*).
Auch der Weg dorthin war allerdings nicht ganz ohne Probleme, denn ich mußte dem System noch beibringen, die On-Board-Soundkarte richtig anzusteuern. Insoweit hilfreich war nach längerem Googeln - wie gesagt, bei solchen Dingen war ich bislang völlig ahnungslos - ein Eintrag im Ubuntuusers-Wiki, dem ich die Lösung für mein Problem entnehmen konnte: die Datei /etc/modprobe.d/alsa-base.conf möchte um den Eintrag options snd-hda-intel model=auto ergänzt werden. Statt dem dort empfohlenen Reboot (das erschien mir so … Windows-artig) habe ich mich dann auf ein modprobe snd-hda-intel beschränkt - und auch das hat genügt.
Jetzt muß "nur noch" alles eingerichtet werden - insbesondere deshalb bestimmt ein großer Spaß, weil ich nach dem Einrichten des Basis-Systems den Fehler gemacht hatte, die zu installierenden weiteren Pakete mittels tasksel auszuwählen. Für den Desktop, von dem ich bekanntlich keine Ahnung habe, mag das noch eine gute Idee gewesen sein, aber der Rest - Mailserver, Webserver, Datenbankserver, … - entspricht nun wirklich gar nicht meinen (teilweise sicherlich speziellen) Vorstellungen. Also werde ich das in den nächsten Tagen einfach neu machen.
Insgesamt muß ich sagen, daß meine erste Debian-Installation (auf aktueller Hardware) mich sehr positiv überrascht hat.
Der einzige Punkt, bei dem ich mir mehr Dokumentation gewünscht hätte, war die richtige Vorgehensweise, um dem Installer die fehlende Firmware unterzuschieben. Schön zu wissen, daß man sich .debs herunterladen (die dem Installer aber AFAIS nicht helfen, also nur für Updates hilfreich sein dürften) oder die notwendige Firmware "bspw. via USB-Stick" bereitgestellt werden kann; noch schöner wäre aber zu erläutern, wo und wie man ggf. die einzelnen Firmware-Dateien findet und wo genau auf dem Stick sie dann bereitgestellt werden sollen. (Vielleicht habe ich die entsprechende Doku einfach nicht gefunden, das glaube ich in diesem Fall aber noch nicht einmal.) Der Kampf mit der Soundkarte dürfte hingegen für jemanden, der so ungefähr weiß, was er tut, nicht problematisch sein; die Anleitung im Ubuntuusers-Wiki ist auch völlig hinreichend. (Ob man sie aus der Installationsanleitung verlinken sollte, sei dahingestellt; ich habe, ehrlich gesagt, nicht einmal nachgeschaut, ob das nicht vielleicht sogar der Fall ist.)
[Update vom 23.01.2011: Vermutlich ist die Doku über das Bereitstellen zusätzlicher Firmware völlig korrekt und das Problem besteht im Installer bzw. dem konkreten Firmware-Paket. Siehe dazu auch die Errata-Seite des Debian-Installers.]
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