Freiheit ohne Verantwortung?
Oft hört man davon, wie wichtig Freiheit ist. Und selbstverständlich - wer möchte denn nicht gerne alle Freiheiten haben? Gerne dabei übersehen wird allerdings, daß zur Freiheit auch die Übernahme von Verantwortung gehört. Verantwortung möchte allerdings am liebsten niemand übernehmen, weder für sich (und das, was er sagt, und tut), noch etwa gar für andere und deren Handeln.
So liest sich denn auch die Klage bei netzpolitik.org über die jüngste Entscheidung des Landgerichts Hamburg über die Verantwortung eines Betreibers eines offenen WLAN-Zuganges: wie soll man denn "freie Infrastrukturen" betreiben, wenn man am Ende auch noch verantworten soll, was über diese "freien Infrastrukturen alles getrieben wird? Natürlich ist es schön für den Autor des Beitrags, wenn er frei und kostenlos ein WLAN nutzen kann. Natürlich ist es auch schön, wenn er anderen sein WLAN genauso frei und kostenlos zur Verfügung stellt. Auf der Strecke bleiben bei dieser schönen Welt der freien Infrastruktur - wieder einmal - die Rechte Dritter. Denn natürlich weiß niemand, wer wann über dieses WLAN online war. Und wenn dieser jemand böse Dinge tut, wer will das schon wissen oder dagegen einschreiten müssen? Am Ende gar - Verantwortung tragen? Für die "freie Infrastruktur" und das, was man selbst und andere damit tun? Nein, Freiheit mit Verantwortung - das ist zu viel verlangt!
Sicherlich ist es überzogen, von dem Betreiber einer freien - oder auch jeder anderen - Infrastruktur zu verlangen, sich all das, was über diese Infrastruktur so geschieht, zurechnen lassen zu müssen. Es ist aber genauso sicher nicht überzogen, zu verlangen, daß der Betreiber einer Infrastruktur in der Lage ist, denjenigen zu benennen, der dafür verantwortlich ist, was über diese Infrastruktur geschieht; gleichgültig, ob frei oder unfrei. Und es ist nur recht und billig, wenn derjenige, der das nicht kann oder will, dann selbst dieses Tun zu verantworten hat. Dort liegt - nicht nur im Falle von offenen WLAN-Accespoints, sondern auch beim Betrieb von Foren, von (kostenlosen) Homepage-Angeboten, von Wikis und was der Dinge mehr sind - die richtige Lösung und der gerechte Ausgleich zwischen den Interessen der Betreiber und der durch Rechtsverletzungen über die Dienste dieser Betreiber betroffenen zuvor unbeteiligten Dritten.
Wenn "freie Infrastrukturen" das nicht leisten können oder wollen, dann wird man sie zwingen müssen, sich ihrer Verantwortung für die von ihnen geforderte und gewährte Freiheit zu stellen.
Kommentare
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Dominic Valerie Casare am :
Zitat: "Sicherlich ist es überzogen, von dem Betreiber einer freien - oder auch jeder anderen - Infrastruktur zu verlangen, sich all das, was über diese Infrastruktur so geschieht, zurechnen lassen zu müssen. Es ist aber genauso sicher nicht überzogen, zu verlangen, daß der Betreiber einer Infrastruktur in der Lage ist, denjenigen zu benennen, der dafür verantwortlich ist, was über diese Infrastruktur geschieht; gleichgültig, ob frei oder unfrei. Und es ist nur recht und billig, wenn derjenige, der das nicht kann oder will, dann selbst dieses Tun zu verantworten hat."
Uebertragen auf eine andere - schon sehr lange etablierte - Infrastruktur - naemlich das oeffentliche Strassennetz (und btw auch diverse Schienenverkehrsnetze) - hiesse diese Forderung schlicht, dass der Betreiber fuer jeden nicht aufklaerbaren Bankraub, Einbruch, jedes Gewalt- und sonstige Verbrechen, dessen Taeter nicht festgestellt und dingfest werden kann, haftbar gemacht werden sollte! Ich finde das aus mehreren, eigentlich offensichtlichen Gruenden ueberzogen. Nur weil Datennetze eine relativ neue Infrastruktur darstellen, die neuartige Moeglichkeiten (altbekannten) illegalen Tuns erlauben, sollte man nicht Hals ueber Kopf das (neue) Kind mit dem Bade ausschuetten und die Aufgabe aller Freiheitsrechte fordern, auf die man jahrzehntelang so stolz war, dass man sich dadurch allen totalitaeren Staaten haushoch ueberlegen fuehlen konnte. Freiheit stirbt mit Sicherheit - egal in welchem System oder Netz.