Dieses Buch will Kunst sein, und es ist ein Projekt. Ersteres sieht man daran, daß die Lesbarkeit durch die fehlende Kennzeichnung wörtlicher Rede stark erschwert wird - es gibt einfach keine Anführungszeichen: Erzählung und das, was die Charaktere äußern, geht nahtlos ineinander über. Das ist avantgardistisch, es ist modern, und es geht schon nach wenigen Seiten erheblich auf die Nerven. Das Projekt dabei sind die 13 Jugendlichen, die an dem Buch mitgeschrieben, "Figuren entworfen, die Handlung kritisch hinterfragt und Ideen eingebracht" haben. Auch das sehr hip, sehr modern.
Genauso auch das Thema der Handlung: es geht ums Internet, um Chat, um die - natürlich gefährliche - Vermischung realer und virtueller Welten, um den Online-Kontakt als Ersatzbefriedigung der realiter Kontaktlosen. So abgeschmackt und archetypisch wie dieses Motiv sind dann auch die von wenig Kenntnis der Materie getrübten Einzelheiten der Handlung, soweit es um den Onlinebereich geht; es sei genug damit gesagt, dass es offenbar nur ein Chatsystem gibt, das sämtliche Personen der Handlung benutzen und in dem sie sich quasi gezwungenermaßen über den Weg laufen, weil man dort und nur dort landet, wenn man sich ins Internet einwählt und dort kommunizieren will.
"Renate Günzel-Horatz: www.penthesilea-projekt.de" vollständig lesen
Ein ähnliches Thema wie "Das geheime ABC der Toten": auch hier eine Ärztin im Zentrum der Geschehnisse um einen Serienmörder - aber dennoch anders. Auf jeden Fall aber spannend!
Ein Serienmörder treibt in der Stadt sein Unwesen, und zu dem Team, das auf ihn angesetzt ist, gehören zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten: Thomas Moore, ein Mann und Gentleman wie aus dem Buche, immer noch am Verlust seiner geliebten Ehefrau leidend, die vor zwei Jahren nach schwerer Krankheit starb, und Jane Rizzoli, eine Frau in einer Männerwelt, klug, hart arbeitend, aber regelmäßig um die Lorbeeren ihres Erfolgs betrogen. Und Catherine Cordell, Chirurgin, mit einem traumatischen Erlebnis in ihrer Vergangenheit: ein Medizinstudent, ein Famulant aus ihrer damaligen Abteilung war ein Serientäter, der Frauen vergewaltigt und ihnen danach bei lebendigem Leibe die Gebärmutter entfernt - und sie war sein letztes Opfer, konnte sich aber vor dem brutalen Eingriff befreien und ihn töten. Und der neue Täter geht ganz ähnlich vor wie damals …
Auch Gerritsen hat eine ganze Reihe Bücher geschrieben, allerdings mit jeweils anderen handelnden Personen, und auch anderen - wenngleich ähnlichen - Themen. Dieses hier ist jedenfalls bis zuletzt spannend und mit furiosem Ende.
Prädikat: empfehlenswert
Die Chirurgin von Tess Gerritsen
Blanvalet
416 Seiten
2002 (dt. Ausgabe)
Cornwall hat inzwischen, wie ich bei Amazon gelernt habe, bereits 11 Bücher mit ihrer Heldin Kay Scarpetta, ihres Zeichens forensische Pathologin mit abgeschlossenem Medizin- und Jurastudium und Chief Medical Examiner von Virginia, geschrieben. Dies ist eines der mittleren: aus sich selbst verständlich, aber auf ersichtlich bereits seit langem eingeführte Figuren um die Hauptperson herum zurückgreifend. Spannend geschrieben, ein Geflecht verschiedener Spuren und Möglichkeiten mit einem überraschenden Schluß, sympathische Personen und offenbar genügend Ahnung von der Materie bei der Autorin: das macht Lust auf mehr.
Ich habe die handlungsmäßig ersten Bücher mal für das Wochenende geordert.
Prädikat: empfehlenswert
Das geheime ABC der Toten von Patricia D. Cornwell
Droemer Knaur
1997
Der vierte Teil von McKennas Geschichte von Einarinn ist, wenn auch mal mit ganz anderem Schwerpunkt, genauso fesselnd wie die ersten drei Teile. Wir treffen bekannte Gestalten wieder: vor allem Ryshad, der den Schritt vom “sworn man” zum “Chosen man” gemacht hat, aber auch Temar D’Alsennin und andere Bekannte.
Dieses Mal geht es weniger um blutige Schlachten und grausame Magie als vielmehr um das nicht weniger gefährliche Schlachtfeld des Hofes und des Imperialen Gerichtes. Aber was soll ich sagen? Auf seine Weise fesselnd wie immer.
Prädikat: deutlich empfehlenswert
The Warrior’s Bond von Juliet E. McKenna
The fourth tale of Einarinn
Orbit
520 Seiten
2001
Nachdem ich mich nunmehr - nicht ganz freiwillig - nicht nur mit Exim, meinem bevorzugtem Mailserver, sondern auch mit Postfix auseinandersetzen muss, habe ich beschlossen, mir zu diesem Zweck auch direkt ein gutes Buch zuzulegen: eben das Postfix-Buch.
"Peer Heinlein: Das Postfix-Buch" vollständig lesen
Da Hin- und Rückweg zum MUT hinreichend lange Bahnfahrten von jeweils gut drei Stunden umfassten, habe ich noch ein weiteres Buch von Carol Berg schmökern können, das ebenfalls aus dem Fantasy-Bereich kommt.
Der Einstieg erschien mir erst etwas schwierig, aber auf die Dauer hat es dann doch gefesselt: die Geschichte der Drachen, Ihrer Versklavung, Grausamkeit und Hinterhältigkeit der Menschen (aber nicht nur dieser) und das “Nicht-Loslassen-Können”, der Versuch, durch Planung das Schicksal selbst zu gestalten, mit den besten Absichten für die Welt, aber einer gleichgültigen Grausamkeit gegenüber allen, die dabei im Wege stehen oder “benutzt” werden müssen.
Prädikat: lesenswert
Song Of The Beast von Carol Berg
New American Library
467 Seiten
Mai 2003
Der Nachfolgeband zu “Transformation” und “Revelation” folgte schnell seinem Vorgänger, nun, da die Spannung mich nicht loslassen wollte.
Gelesen habe ich ihn mit etwas gemischten Gefühlen: zum einen ganz spannend, insbesondere, weil sich die ganzen Andeutungen und Vermutungen der beiden ersten Teile nun auflösen, zum anderen aber auch wieder in das Muster “erst nach ganz unten, dann wieder nach oben” zurückfallend, wobei man diesmal nicht ganz so überrascht wird, sondern etliches zu sehen glaubt, das Seyonne, die Hauptfigur, noch nicht sieht. Auch inhaltlich hat es mich nicht so gefesselt wie der zweite und insbesondere der erste Teil.
Dennoch: den Abschluss der Geschichte sollte man sich nicht entgehen lassen.
Prädikat: noch lesenswert
Restoration von Carol Berg
New American Library
471 Seiten
August 2002
Der Nachfolgeband zu “Transformation”, das lange angelesen herumlag, bis ich heute dazu gekommen bin, es richtiggehend zu verschlingen, findet nahtlos Anschluss an den ersten Teil.
Allerdings scheint sich mir ein Muster herauszubilden: Seyonne, Held der Geschichte, der in “Transformation” sozusagen ganz unten anfängt und am Ende ganz oben ist, findet sich in Kürze wieder ganz unten wieder - um am Ende wieder machtvoller als je zuvor dazustehen.
Abgesehen davon glänzt die Geschichte wieder mit überraschenden Wendungen - nichts ist, wie es scheint, bis sich die Fäden der Geschichte (wenigstens teilweise) entwirren.
Prädikat: lesenswert
Revelation von Carol Berg
New American Library
485 Seiten
August 2001
Es gibt ja viele durchschnittliche und auch schlechte Fantasy, oder einfach solche, mit der ich mich nicht anfreunden mag. Aber “Transformation” zählt sicherlich nicht dazu - im Gegenteil, zunächst war der Einstieg in die Story hinreichend ungewöhnlich, aber nichtsdestotrotz fesselnd, und hin und wieder auch überraschend, aber nicht gekünstelt, um “überraschende Wendungen” für die Rezensoren einzubauen.
Berg baut ihre Geschichten langsam und von hinten auf: wir treffen Seyonne als Sklaven auf dem Sklavenmarkt, als ihn der Prinz des Wüstenvolkes, das sein eigenes anderthalb Jahrzehnte zuvor unterworfen hat, kauft - und erst allmählich lernen wir Einzelheiten über die beiden Völker, über Seyonne und sein früheres Leben, und über den Kampf gegen die Dämonen.
Das Buch lag schon recht lange hier herum; einmal probehalber bei Amzon mitbestellt, und dann einer gewissen Lustlosigkeit (und natürlich dem Zeitmangel) anheimgefallen, denn zu viele dieser Testkäufe auf der Suche nach neuen, einigermaßen interessanten Autoren und Zyklen förderten enttäuschende Ergebnisse zutage. Aber als ich es dann vorgestern einmal in die Hand nahm, hat es mich (bis spät nachts gähn) nicht losgelassen.
Prädikat: empfehlenswert
Transformation von Carol Berg
New American Library
439 Seiten
1. August 2000
Ich bin einmal gespannt auf Teil 2 und 3 der Trilogie, die ich nun geordert habe.
Ab und an teste ich einmal mal die Empfehlungen aus, mit denen Amazon mich versieht, entweder in Newslettern oder auch in den "personalisierten" Empfehlungen, die auf den bisher gekauften Büchern und deren Bewertung basieren. Vielleicht ist’s auch nur der Kaufrausch, aber manchmal ist doch was nettes dabei. So bin ich u.a. zu Mercedey Lackey gekommen, und das habe ich nie bereut.
Nun gut, das vorliegende Buch ist nicht annähernd so faszinierend, aber es liest sich ganz nett. Die Story ist auf gewisse Weise faszinierend, die Personen haben Charakter, das Ende ist überraschend - nur etwas übertreiben actionlastig. Ganz interessant zu lesen, aber vermutlich kein Buch, das man ein zweites Mal in die Hand nimmt. Aber die Autorin verdient wohl noch einen zweiten Blick - mal sehen, was man aus ihrer Feder noch studieren kann.