Games - damals und heute
Es fing harmlos mit einem Beitrag von Kris Köhntopp bei Google+ an:
C64 Archon als Browsergame. Endlich mal was sinnvolles.
Allerdings macht es nicht sehr viel Spaß, Archon gegen sich selbst zu spielen.
Aber so stieß ich immerhin auf “World of Longplays” bei Youtube und stellte fest, dass es Videos von einer Vielzahl wohlvertrauter Spiele aus meiner Kindheit und Jugend gibt, ausreichend, um stundenlang in Nostalgie zu versinken: Archon. Adept (Archon II). Raid on Bungeling Bay. Ghostbusters. Bruce Lee. The Last Ninja. Defender of the Crown. The Great Giana Sisters. Und North & South. Und Pirates!. Wobei mir auffiel, dass es davon Remakes für Windows gibt. Und die gibt es interessanterweise dann auch für wenig Geld bei Steam, nämlich “The Bluecoats: North vs South” und “Sid Meier’s Pirates!”.
Das habe ich dann auch direkt ausprobiert - wenn schon einmal Wochenende ist …
The Bluecoats: North vs South
North vs South unterschied sich dann doch erheblich von der Amiga-Version. Das “Spielfeld” ist zwar praktisch identisch, aber die zu lösenden Action-Sequenzen beim Überfall auf ein Fort oder den Goldzug unterscheiden sich dann doch völlig, und ich bin mir nicht sicher, ob zum besseren.
Muss man beim klassischen North & South in beiden Fällen in klassischer Jump’n’Run-Manier von links nach rechts gegen die Zeit die Flagge (oder die Lokomotive) erreichen und - auf der Mauerkrone - über Lücken springen oder - auf dem Boden - Hunden und Sprengstoffkisten ausweichen bzw. von Waggon zu Waggon springen, ohne vom Zug zu fallen und viel Zeit zu verlieren, während in beiden Fällen eine Reihe Verteidiger von rechts aus angreift, die man niederschlagen oder mit einem Messerwurf aus dem Weg räumen muss, ohne selbst dieses Schicksal zu erleiden, löst die neue Version das ganz anders.
Der Zugüberfall ist entfernt ähnlich; allerdings reitet der Angreifer den Zug entlang, muss sich unter Bäumen ducken oder über Felsen springen (die beide rechtzeitig durch großen Warnsymbole angekündigt werden) und auf Verteidiger schießen, die sich aus dem Zug auf ihn zu werfen versuchen. Der Verteidiger hingegen kann entscheiden, wo sich seine Mannen herausstürzen. Ersteres ist überraschen einfach, letzteres wenig abwechslungsreich. Angriff auf ein oder Verteidigung eines Fort(s) wiederum bedeuten nunmehr, das man auf die Angreifer (oder Verteidiger) schießen muss, ohne selbst getroffen zu werden. Da man sich ziemlich lange ducken kann, ist es recht trivial, das zu tun, dann zu warten, bis ein oder zwei Angreifer aus der Deckung kommen, schießen und dann zurückzuschießen, weil sie sich erst spät wieder ducken. Der comic-artige Charme des Originals ist völlig verlorengegangen.
Auch die Schlachten werden anders geschlagen. Zwar treten Infanterie, Kavallerie und Artillerie gegeneinander an, entweder auf einem offenen Schlachtfeld oder auf den Seiten einer Schlucht oder eines Flusses, aber die Steuerung ist nunmehr rein mausorientiert. Zwar kann man wie im “Klassiker” immer nur eine seiner drei Einheiten steuern; allerdings kann man Infanterie und Kavallerie nicht mehr unmittelbar lenken, sondern nur noch auf den Ort klicken, zu dem sie hinlaufen, oder auf die feindliche Einheit, die sie angreifen sollen. Das schränkt die Möglichkeiten dann doch arg ein. Noch langweiliger die Artillerie: musste man früher durch Halten und Loslassen des Buttons “zielen”, wobei der Schuss je weiter flog, je länger man festhielt - bei angreifender Kavallerie gar nicht so einfach -, so zielt die Artillerie jetzt selbst, mal gut, mal schlecht. Nicht sehr flexibel, nicht sehr spannend, und auch hier fehlt der Comic-Charakter weitgehend. Übrigens kann man weiter Armeen fusionieren - auch dies ist aber anders gelöst. Früher erhielt man statt einer dann zwei oder drei Kanonen und damit die Möglichkeit zu einem mächtigen Artillerieschlag, wohingegen die “Verstärkung” der Infanterie oder Kavallerie erst auf den Plan trat, nachdem es entsprechend Verluste gab, so dass man immer maximal die “Sollstärke” von sechs bzw. drei Soldaten auf dem Feld hatte. In der Neufassung hat man immer zwei Kanonen statt nur einer, und weitere rücken dann ebenfalls erst mit dem Verlust der “Erstausstattung” nach. Auch das schränkt die Vielfalt des Spieles dann doch ein.
Insgesamt fehlt dem Remake der Charme des Originals, und auch der Spielmechanismus ist nur ein Abklatsch.
Sid Meier’s Pirates!
Ganz anders bei Pirates! - hier ist es tatsächlich gelungen, das ursprüngliche Spiel von der berühmten Spieleschmiede Microprose im wesentlichen 1:1 mit den grafischen Fähigkeiten der heutigen Rechnergeneration neu umzusetzen (naja, das Remake ist von 2004, aber das ist auch schon ein Quantensprung gegenüber dem Original von 1987, das man sich bei Youtube ansehen kann …).
Natürlich sieht es - schon aufgrund der anderen Möglichkeiten - optisch ganz anders aus und spielt sich dementsprechend auch anders, schon weil man auf der Karte Ansiedlungen, deren Namen und Nationalität auf Anhieb erkennt und auch andere Schiffe sehen kann und sie nicht wie aus dem Nichts auftauchen, aber die Spielmechanik ist im wesentlichen gleich, und es macht auch heute noch eine Menge Spaß. Für ein paar schöne Stunden hat es jedenfalls gereicht.
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