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Once again: Spam gegen Spam

Spam ist ein seit gut 10 Jahren bekanntes Übel, und Spam, der durch Spamfilter rutscht, leider auch nicht so selten, daß er einen Blogeintrag wert wäre. Spam, in dem Spam-Bekämpfung beworben wird, ist allerdings hinreichend selten, dafür aber umso dreister - und wenn die beworbene "Lösung" so (vermutlich unfreiwillig) humoristisch angehaucht ist wie in diesem Fall, dann sollte man diese Verbindung aus Unverschämtheit und unfreiwilliger Komik auch entsprechend würdigen.

Das angepriesene Werk will dem durchschnittlichen Nutzer in drei Schritten nahebringen, wie er Spam vermeiden kann, ja wie Spam geradezu ausgerottet wird, wenn nur jeder diese Schritte befolgt. Kurz gefaßt umfaßt dabei Schritt 1 die Auswahl einer passenden E-Mail-Adresse. In der aus einschlägigen Teleshoppingsendungen und (Tv-)Ratgebern bekannten Sprache erfahren wir auf 53 Seiten, was Spam ist, und daß wir eine E-Mail-Adresse auswählen sollen, die möglichst schwer zu erraten ist; am besten sollen wir dazu mit Papier und Stift in Ruhe unserer Kreativität freien Lauf lassen. Zwar ist richtig, daß damit das Erraten der Mailadresse erschwert oder unmöglich gemacht wird, aber so richtig zielführend mag die Übung dann nicht erscheinen. Garniert wird das (für Fortgeschrittene und Firmen) dann noch mit dem tollen Tip, leicht erratbare Adressen (info@, support@, …) abzuschalten und dort nur einen Autoresponder mit Verweis auf ein Webformular einzurichten (also collateral spam zu produzieren). Daß auch über ein Webformular gespamt werden könnte, scheint dem Autor noch nicht begegnet zu sein (oder es geht über den Horizont des 175-Seiten-Buches hinaus, daß sich gezielt auf E-Mail-Spam beschränken will).

Teil 2 ermahnt uns zur Vorsicht bei der Verwendung unserer Mailadresse. Wir sollten sie beispielsweise nicht - wer hätte das gedacht! - bei angeblichen Gratisangeboten und Gewinnspielen eingeben; und wenn doch, dann nutzt man die eingedeutschten Variante von "spamgourmet", dem besten dieser Dienste, den (zufällig!) der Verlag betreibt, der diese Publikation herausgibt. Die nächsten knapp 40 Seiten führen uns dann in die wunderbaren Geheimnisse dieser Technik ein (die ich als bekannt voraussetze) - allerdings übersieht der Autor, daß auch das das eigentliche Problem "Wie gebe ich eine auf Dauer erreichbare (!) Mailadresse für Kontakte an, ohne daß sie bespammt werden kann?" nicht löst.

Ein besonderes Schmankerl ist dann die Warnung vor dem Usenet:

Usenet (sprich: jusnet) oder auch Usernet genannt ist eine Erfindung, die aus den  Anfangszeiten  des  Internet  stammt.  Aus  den  Zeiten  als  Internet-Verbindungen  noch  seeehr  langsam  waren  und  die  hauptsächliche  Nutzung des Internet die Email war. Ja, es gab früher Zeiten, da hat man das Internet  fast  nur  zum  Email-Versenden  und  Empfangen  benutzt…  Kann  man  sich heute  kaum  noch  vorstellen,  aber  so  beschränkt  war  die  Internet-Nutzung damals…

Gut, knapp daneben ist auch vorbei, aber der Autor hat die Funktionsweise des Usenets schon richtig *räusper* erkannt:

Usenet bzw. Newsgroups dort sind einfach Diskussions-Runden zu allen möglichen und unmöglichen Themen. Und bei jeder Antwort eines Diskussions-Teilnehmers wird an ALLE Gruppen-Teilnehmer jeweils eine Email verschickt…

Genau, so kennen und lieben wir doch das Usenet. Kein Wunder, daß der Autor zu der folgenden vernichtenden Beurteilung kommt:

Und ich behaupte jetzt frech, dass alle, die heute noch das Usenet nutzen, sind – zumindest teilweise – in ihrem Verstand bis heute genauso beschränkt geblieben. […] Die einzige Erklärung für ein solch dummes Verhalten, die ich mir vorstellen kann, ist, dass diese Menschen – die Usenet-Nutzer – derart in ihren alten Gewohnheiten verhaftet sind, dass sie in dieser Beziehung aufgehört haben zu denken… Eine andere Erklärung dafür habe ich bisher nicht.

Nun gut. Bis Seite 124 lernen wir dann noch Foren, Newsletter, CC und BCC und Scams kennen. Die restlichen Seiten brauchen wir dann für Schritt 3 - eine Wunder-Software, die auf eine geheime Weise E-Mail-Adressen auf unseren Webseiten für Spambots unbrauchbar macht, und die wir beim Verlag als Käufer des Buches kostenlos erhalten, als Leser des kostenlosen E-Books allerdings nur vergünstigt erwerben können. Womit dann auch geklärt würde, was Ziel dieses recht länglichen Spam-Runs im PDF-Format ist …

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