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Hoffnung für die deutsche Sprache

Endlich ein Lichtblick: nachdem die FAZ unverdrossen von Anfang an bei der richtigen Rechtschreibung geblieben ist, sind nun auch Springer und Spiegel zur Vernunft gekommen und lassen sich nicht mehr von der bürokratischen Umsetzung dieses Werks selbstverliebter Steckenpferdreiter gängeln.

Eine “Reform”, die Unsummen für die Umstellung kostet, zu einer Verschlechterung für die, die noch richtig schreiben gelernt haben, und zu einer Verarmung der Sprache führt, die das Sprachgefühl zerstört und eine Haltung “keine Ahnung, wie man es richtig schreibt, wir schreiben eben, wie’s gerade paßt” fördert, ohne daß auf der Gegenseite eine wirkliche (!) Vereinfachung oder auch nur Systematisierung zu verzeichnen wäre, die vielmehr Willkür durch andere Willkür ersetzt, verdienst nichts anderes als schleunigst wieder abgeschafft zu werden. Damit endlich auch die Schüler wieder richtiges Deutsch lernen, das ihnen außerhalb der Schule ohnehin regelmäßig begegnet: in der Literatur, im normalen Schriftverkehr und jetzt endlich auch wieder in der Tagespresse.

Klügere Leute als ich haben den Irr- und Unsinn der “Reform” bereits lange entlarvt, daher hier nur so viel: mit “ss” statt “ß” läßt sich sicher leben, dem läßt sich ein gewisser Sinn nicht absprechen, genauso wie der Systematisierung einiger Unregelmäßigkeiten (man denke an “Auto fahren”, aber “Radfahren”), und auch an der Schreibung von Dreifachkonsonanten soll’s sicher nicht hängen - aber die Analphabetisierung von Sprache durch “Stängel”, “platzieren” und “Filosofie” und der Verlust an Ausdruckskraft durch die Getrenntschreibung verselbständigter Begriffe (ja, “hoch begabt” ist etwas anderes als “hochbegabt”, “wohl verdient” etwas anderes als “wohlverdient” usw.) sind schlicht ein Verbrechen an der Sprache.

Gut, daß das jetzt auch einige Massenmedien erkennen. Laßt uns also hoffen, daß möglichst bald entweder alle oder wenigstens einige Bundesländer wieder zur richtigen Rechtschreibung auch in den Schulen zurückkehren oder wenigstens außerhalb von Schulen und Behörden wieder überwiegend richtig geschrieben wird.

Trackbacks

lino am : Rechtschreibreform

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Hinweis für alle, die es noch nicht mitbekommen haben: In vielen Berufszweigen interessiert es keine Sau, ob man nun "Rad fahren" oder "Radfahren" schreibt oder die Sauerstoffflasche der Sauerstofflasche vorzieht. Hauptleidtragende einer Rücknahme der Rechtschreibreform wären die Kinder und die Haushalte der Länder und Gemeinden, die als Schulträger nämlich schon wieder neue Bücher anschaffen müsste.

Netz - Rettung - Recht am : Die Reform der Reform

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… oder warum es nicht "die" neue Rechtschreibung gibt und wir sowieso alle Schulbücher - mal wieder - neu drucken müssen. Starke Worte zu diesem Thema …

Kommentare

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smiss am :

smiss

Warum nur in einigen Bundesländern? Das ist doch das schlimmste, was passieren könnte, finde ich… Entweder alle oder niemand.

gabsi am :

gabsi

"nachdem die FAZ unverdrossen von Anfang an bei der richtigen Rechtschreibung geblieben ist"

Oh, das wäre mir aber neu.

Thomas Hochstein am :

Thomas Hochstein

gabsi: Ich vermeinte, man habe dort nie umgestellt gehabt. Irre ich?

gabsi am :

gabsi

Man hat umgestellt. Wie alle anderen auch. Allerdings war die FAZ IIRC die erste Tageszeitung, die wieder zur alten Rechtschreibung gewechselt ist.

Oszedo am :

Oszedo

gabsi: ACK! Man hatte umgestellt aber ein Jahr später ist man dann wieder zur alten Rechtschreibung zurückgekehrt, weil man es den Lesern nicht weiter zumuten wollte.

mawa am :

mawa

Warum werden an der neuen Rechtschreibung immer irgendwelche rein fiktiven Horrorschreibungen kritisiert? "Filosofie" z.B. ist entgegen aller anderslautenden Propaganda nicht richtig und es auch nie gewesen. Es wäre sehr schön, wenn man sich nur über die NRS aufregen dürfte, wenn man weiß, was die Neuregelung überhaupt beinhaltet.

gabsi am :

gabsi

mawa: Wo kann ich unterschreiben?

Thomas Hochstein am :

Thomas Hochstein

gabsi: Ja, ich hab’s jetzt auch nachgelesen, Du hast Recht.

mawa: "Gräuel" und andere Greuel ist leider nicht fiktiv, sondern ebenso wie die Getrenntschreibung nur zu real und geradezu schmerzhaft.

Leo am :

Leo

Schmerzhaft, das trifft es. Join me. <a href="http://www.blogjob.de/BgdnR.htm">http://www.blogjob.de/BgdnR.htm</a>

.mh am :

.mh

Sorry, aber da muß ich doch ma moppern. "Stängel" ist für mich gewöhnungsbedürftig. Aber der Mensch ist halt auch ein Gewohnheitstier. Mit "Filosofie" hadere ich auch ordentlich herum. Aber was bitte ist an "platzieren" so schlimm? Im Grunde ist es doch nur konsequent und auch logisch. Was mache ich denn, wenn ich etwas platziere? Richtig, ich gebe ihm einen Platz und nicht etwa einen "Plaz"!

Wirklich einen einen Brechreiz bekomme ich beim Gedanken, daß ich neuerdings gänzlich unlogisch und sinnbefreit "mithilfe" schreiben soll. Wer hat den da bitteschön nicht rechtzeitig vor Dienstantritt alle Drogen beiseite gelegt?!? :-(

mawa am :

mawa

Ceterum censeo: "Filosofie" ist weder nach der alten noch nach der neuen Rechtschreibung korrekt. Zwar sind, um die weitere Gültigkeit von "anhand" u.dgl. neben "an Hand" u.dgl. zu rechtfertigen, "zurzeit" und "mithilfe" als neue Parallelformen von "zur Zeit" und "mit Hilfe" eingeführt worden sind. "Mithilfe" ist aber nicht verpflichtend, siehe amtliche Regelung §39 E3(3).

Wer die neue Rechtschreibung kritisieren will, sollte sie kennen!

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