Bahnreisende II
Rhein-Neckar-S-Bahn, Sonntagabend, S 1 Fahrtrichtung Osterburken. In Ludwigshafen steigen plötzlich Menschenmassen zu (möglicherweise, weil der zweite Zugteil dort abgekoppelt wurde? - das würde das plötzliche Auftauchen erklären). Natürlich werden primär die ersten beiden Türen des vorderen Zugteils zum Zustieg benutzt; menschlich verständlich, aber nicht zur Beschleunigung des Fahrtgastwechsels geeignet. Erst recht nicht, wenn vier Radfahrer ihre Zweiräder im - etwas breiteren - Einstiegsbereich verteilt haben und damit eine Tür komplett und den halben Gang blockieren.
Die beiden zuletzt zugestiegenen und damit ganz vorne an der Tür stehenden Fahrgäste erzeugen nicht nur durch ihre in jeder Hinsicht - insbesondere in die Breite - ausladende Erscheinung und die Bierdosen in der Hand Sympathie, sondern auch durch schwer verständliche Ausrufe. Als die Parolen deutlicher verständlich werden ("1. Mai - seit ‘33 arbeitsfrei!"), steigert das den Sympathiefaktor nicht unbedingt. Nachdem niemand einstimmen will, bleiben die weiteren Rufe ("Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten! Wer schaut zu? CDU!") dann auch eher gedämpft und etwas verschämt. Vermutlich war es so gesehen durchaus klug, sich das abschließende "Nie wieder Kommunismus, nie wieder Krieg! Nationaler Sozialismus bis zum Sieg!" bis zum Aussteigen aufzubewahren, sonst hätte sie doch noch jemand nachhaltig zur Ruhe gebracht …
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