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Das verletzliche Wunder der Zivilisation

Manche Erlebnisse - so trivial wie sie letztlich sein mögen - führen einem vor Augen, wie abhängig wir einerseits von funktionierender Infrastruktur (geworden) sind und wie selbstverständlich andererseits unser Staatswesen und das öffentliche Leben um uns herum doch funktionieren.

Klar - in existentiellen Notlagen können wir uns sicher sein, dass Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst nur einen Anruf weit weg sind und ebenso Tag und Nacht zur Verfügung stehen wie es bspw. Krankenhäuser tun. Aber es genügen schon viel kleinere Erschütterungen des alltäglichen Lebens, um uns die Verwundbarkeit unserer Zivilisation, aber auch deren wunderbares Funktionieren vor Augen zu führen.

Das mag melodramatisch klingen, aber man mag sich kaum vor Augen führen, was so simple Dinge wie ein Ausfall der Strom- oder Wasserversorgung bedeuten können: ohne Strom nicht nur kein Computer, kein Internet und inzwischen faktisch auch kein Telefon mehr, sondern auch keine Kaffeemaschine, kein Kühlschrank und keine Heizung (!). Und ohne Wasser wird es nicht nur mit dem Kochen und Putzen schwer, sondern auch mit der Körperpflege und (ganz trivial) dem Toilettengang.

Rational weiß man das freilich, aber wie oft denkt man darüber nach? Welche Vorbereitungen kann man zur Abhilfe treffen? Und mit welchen Zeiträumen muss man im Regelfall bis zur Wiederherstellung der Versorgung rechnen?

Ich habe mich damit erst beschäftigt, als an einem späten Samstagabend plötzlich (fast) kein Wasser mehr aus der Leitung kam, um vor dem Zubettgehen noch ein letztes Mal den Wasserkocher für eine Tasse Tee gegen die fiese Erkältung anzuwerfen. Kurze Rückfrage ergab: ein Wasserrohrbruch irgendwo weiter unten an der Straße. Wie lange mag wohl die Behebung dauern, wenn man das Leck erst suchen, dann ein Loch buddeln und schließlich die Leitung reparieren muss? Welche Wasservorräte sind vorhanden? (Ein knapper Liter in der Filterkanne, ein weiterer knapper Liter in der zufällig gerade gefüllten Kaffeemaschine, und ansonsten bis zu 20 Liter Mineralwasser - oder aber, wenn der letzte Trip zum Getränkemarkt nicht gerade wenige Tage zurückläge, sondern der nächste kurz bevorstände, vielleicht auch nur 3 oder 4 Liter …) Womit die Zähne putzen? Können wir morgen duschen oder wenigstens die Haare waschen? Wie sieht es mit der Nassrasur aus? Und: was tun mit der Toilette, die nicht gespült werden kann?

Unschön, wenn so ein Zustand länger anhalten sollte. Aber - für mich überraschend, aber höchst geschätzt -: das Problem ist schnell behoben. Kurz vor Mitternacht - in der Nacht von Samstag auf Sonntag - werden auf der Straße Material und Baufahrzeuge abgeladen, mit denen dem Straßenbelag - überraschend leise - zu Leibe gerückt wird. Am Sonntagmorgen findet sich auf der Straße eine Absperrung rund um eine - provisorisch abgedeckte - Baugrube, und Kalt- und Warmwasser fließen aus dem Hahn, als sei nie etwas gewesen.

Ein Grund, dankbar zu sein.

Und vielleicht ein Grund, darüber nachzudenken, was denn wäre, wenn einmal über Tage kein Wasser zur Verfügung steht. Und/oder kein Strom - und damit kein Telefon, kein Internet, bald auch kein Mobiltelefon mehr, kein Herd, kein Kühlschrank, kein Licht, aber vielleicht bei einem größeren Ausfall auch keine Kühlanlagen und keine Kassen mehr in den Geschäften, keine Lieferlogistik, kein Kraftstoff an den Tankstellen …

Vorsorge für den Katastrophenfall
(fand man früher in jedem Telefonbuch bzw. Vorwahlverzeichnis)

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Leicht verspätet kommt in dieser Woche der Linkdump, er fällt wegen verschiedener Aktionen deutlich kleiner aus. Thomas schreibt darüber, dass das, was uns selbstverständlich erscheint, gar nicht so selbstverständlich ist, zumindest nicht immer: Das verle

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