Deutscher Evangelischer Kirchentag 2015
In der vergangenen Woche fand in Stuttgart der 35. Deutsche Evangelische Kirchentag 2015 statt.
Ich hatte leider nur wenig Zeit, aber doch Gelegenheit, an der einen oder anderen öffentlichen Veranstaltung teilzunehmen. Neben allem anderen, was zum Geist einer solchen christlichen Großveranstaltung gehört, ist mir aber besonders das Verhalten der Teilnehmer - angenehm - aufgefallen.
Normalerweise sind Großveranstaltungen mit einer solchen Teilnehmerzahl nicht nur - ha! - groß und laut und bringen nicht selten Auseinandersetzungen zwischen Teilnehmern oder Teilnehmern und Dritten mit sich, sie hinterlassen auch Unmengen an Müll, weil sich der postmoderne Weltenbummler über solchermaßen spießbürgerliche Sekundärtugenden wie das Mitnehmen oder Entsorgen des eigenen Abfalls längst erhoben hat - eine Erkenntnis, die man im übrigen auf jeder Bahnreise neu gewinnen kann. Nicht so auf dem Kirchentag: als ich mich umdrehte, weil ich hinter mir eine Plastikflasche zu Boden fallen hörte, hatte sie der Verlierer schon wieder aufgehoben. Danach habe ich einmal bewusst auf den Boden der Veranstaltungsorte (unter freiem Himmel) geachtet und festgestellt, dass sich dort tatsächlich trotz vieler tausend Besucher und Passanten kaum Abfälle finden.
Und diese (ungewohnte) Rücksichtnahme aufeinander und auf andere zog sich durch die ganze Veranstaltung, durch die gemeinsame Nutzung von Liedzetteln, durch das Teilen des Feuers für das Anzünden der Kerzen beim Abendsegen, jeweils unter völlig Fremden, und nicht zuletzt auch in der Person des Skateboarders, der rechtzeitig vor dem Passieren eines der öffentlich musizierenden Chöre von seinem Board absprang und es vorbeitrug, um die leisen Passagen des Gesangs nicht zu stören.
Schön wäre es, wenn auch der Alltag mehr durch diese Rücksichtnahme, dieses - ja - Benehmen geprägt wäre.
Kommentare
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Mario am :
Ich war dieses Jahr nicht auf dem Kirchentag aber deine Beobachtung habe ich bei den bisher von mir besuchten Kirchentagen auch immer gemacht. Das liegt wohl an der Zielgruppe der Besucher und an der besonderen Stimmung während der Verantsaltung und ist (leider) nicht auf den Alltag übertragbar, denke ich.
Thomas Hühn am :
Warum lassen wir da eigentlich Katholiken rein?