Rückfahrt von Düren
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich muß sagen, die Bahn macht es einem manchmal nicht gerade leicht, gerne mit ihr zu fahren.
Gerade komme ich von einer längeren Fahrt aus dem Rheinland mit mehr als einstündiger Verspätung zurück; mein Versuch, mit der Verbindung 14.15 ab Düren, 16.24 an Mannheim zu fahren, scheiterte schon ganz zu Anfang am RE 1 (NRW-Express), den ich bereits am Vortag in anderer Sache als deutlich verspätet erleben durfte und der, wie ich von dortigen Pendlern inzwischen hörte, wohl eher selten pünktlich ist. Zug 10125 ab Aachen hatte jedenfalls 30 Minuten Verspätung wg. "Türstörung", wie mit Ihre Mitarbeiterin an Bord mitteilte; nicht direkt "höhere Gewalt". Natürlich war der ICE 509 in Köln nach Mannheim mit immer noch rund 25 Minuten Verspätung nicht mehr zu erreichen; dank des Stundentakts wurde es also direkt eine Stunde später. ICE 611, der eine Stunde später verkehrte, hat dann direkt in Köln einen Anschluß abgewartet und seine Reise mit 10 Minuten Verspätung gestartet; am Ziel war ich dann gegen. 17.32 Uhr, also rund 70 Minuten später als geplant.
Der Versuch, mit Berufung auf Ihre Kundencharta am ServicePoint wenigstens eine symbolische Entschädigung zu erlangen - 10 EUR wiegen nicht wirklich eine Stunde meiner Zeit auf, und ich möchte eigentlich nicht besonders billig reisen, sondern *pünktlich* ankommen -, scheiterte dann abschließend ebenfalls an der Weigerung Ihres Mitarbeiters; und wie ich nach Lektüre der Kundencharta feststellen konnte, hat der Mann (natürlich) Recht: eine Entschädigung gibt es nur bei mehr als 60 Minuten Verspätung eines *Fern*verkehrszuges.
Das hingegen ist eigentlich nur noch eine Veralberung und ersichtlich eine signifikante Verschlechterung zu der Regelung *vor* der Kundencharta, bei der bereits 30 Minuten Verspätung eines ICE genügten; denn wann ist ein Zug im Fernverkehr wirklich mal > 60 Minuten verspätet (ohne daß dann "höhere Gewalt" vorliegt), oder wann kommt es im reinen Fernverkehr zu massiven Anschlußverlusten, nachdem zumindest rein faktisch ICE durchaus auf ICE warten (aber eben nicht auf den Nahverkehr). Das Problem für den Reisenden sind nicht die Aussetzer einmal im Jahr oder alle paar Monate, bei denen mal ein ICE auf der Strecke liegenbleibt; was die Bahn als System sehr problematisch macht, sofern man nicht nur von ICE-Halt zu ICE-Halt fährt, sind die unkalkulierbaren und durchaus nicht seltenen Verspätungen im Nahverkehr von 10-20 Minuten im Vorlauf zum Fernverkehr, die regelmäßig durch Anschlußverlust dann zu Verspätungen von (ggf. deutlich) über einer Stunde führen.
Ich fürchte, *so* werden Sie auf Dauer nicht viel Erfolg bei der Werbung neuer Dauerkunden haben; denn wenn man grundsätzlich 60-80 Minuten Verspätung einkalkulieren muß (auch ohne Witterungsprobleme o.ä.), dann wird das Auto auf vielen Strecken durchaus konkurrenzfähig, und dann bietet sich eine Bahnverbindung eigentlich nur noch für Urlaubsreisen an, bei denen es wenig ausmacht, ob man nun ein oder zwei Stunden später am Ziel ankommt.
Mit freundlichen, aber erneut etwas enttäuschten Grüßen aus der Pfalz,
Thomas Hochstein