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TomTom GO Premium X

Früher schaute man sich vor längeren Autofahrten eine Straßenkarte an und achtete auf Wegweiser. Etwas später konnte man sich Routen auf dem eigenen Rechner oder im Web planen lassen und dann einen Ausdruck mit Wegbeschreibungen mitnehmen. Noch etwas später kamen Navigationsgeräte in Mode, und heute kann jedes Smartphone navigieren - mit der Folge, dass ab und an mal ein Lkw in einem Waldweg steckenbleibt, ein Pkw im FLuss landet (weil die Fährverbindung für eine Straße gehalten wurde und die Fährte gerade nicht angelegt hatte) oder die Reise nach Ludwigshafen (BASF und so) plötzlich am Bodensee endet, weil es manche Ortsnamen in Deutschland mehr als einmal gibt.

Trotz dieser Abhängigkeiten von der modernen Technik ist es schon sehr angenehm, sich ohne die aufgeschlagene Karte auf dem Beifahrersitz ans Ziel lotsen zu lassen (was einen Blick auf die (Online-)Karte vor der Abfahrt und bei der Routenplanung ja nicht ausschließt), und besonders hilfreich ist die Berücksichtigung der voraussichtlichen und tatsächlichen Verkehrslage bei der Streckenauswahl. Auch wenn ich ein bekanntes Ziel ansteuere nutze ich daher gerne das Navi, zumal die Zeitschätzungen oft recht genau sind - und ich ziehe dabei aus verschiedenen Gründen ein externes Navigationsgerät dem in meinem Fahrzeug verbauten vor. Das externe Gerät an der Scheibe liegt besser im Blickfeld, die Navigationsanweisungen blockieren kein Multifunktionsdisplay im Instrumentenbrett, das ich gerne anders nutzen würde, die Karten sind aktueller und ich schätze gerade bei TomTom die Qualität der Navigationsanweisungen und die Schätzung der Verkehrsbelastung. Vermutlich könnte ich auch Google Maps oder eine andere App auf dem Smartphone für diese Zwecke nutzen, aber dagegen sprechen teilweise die vorstehend genannten Gründe - ich schätze gerade TomTom sehr -, und zum anderen bin ich ein Freund davon, für jede Aufgabe nach Möglichkeit ein dafür spezialisiertes Gerät (oder ein spezialisiertes Programm) zu nutzen. Zwar telefoniere ich mittlerweile mit dem Smartphone und mache damit auch Fotos - die Kamera in meinem Pixel 3 ist wirklich gut! -, aber ich höre Musik lieber von meinem iPod und navigiere eben mit einem Navi. Das spart zudem auch Strom am Handy, vermeidet einen zentralen single point of failure und ermöglicht es mir, während des Musikhörens (oder theoretisch auch während der Navigation) das Mobiltelefon anderweitig zu nutzen.

Mein erstes Navigationsgerät, das ich mir 2006 zugelegt hatte, war allerdings - retrospektiv betrachtet - ein Fehlkauf. Nachdem ich mich immer wieder geärgert habe (über fehlende Kartenupdates, die es schon seit dem Kauf nicht mehr gab, schlechte Navigationsempfehlungen und vieles mehr), habe ich mir dann 2011 ein GO LIVE 1015 von TomTom zugelegt, mit dem ich über viele Jahre sehr, sehr zufrieden war. 2015 hatte ich einmal etwas Probleme mit einem schwächelnden Akku, die sich aber lösen ließen; in der Folge musste ich auch ein paar Mal neue Scheibenhalterungen (bei Drittanbietern) kaufen, weil die Originalhalterung so ausgelutscht war, dass sie nach Einsetzen des Geräts nach unten kippte - aber insgesamt war alles gut. Bis sich im letzten Jahr öfters Schwächen zeigten; die Verkehrsdaten wurden gar nicht oder erst mit langer Verzögerung geladen bzw. für die Routenauswahl verarbeitet, POIs wurden nicht zuverlässig gespeichert, und insgesamt fühlte sich die Bedienung gerne sehr, sehr behäbig an. Das mag nun bei einem 8 oder 9 Jahre alten Gerät nicht wirklich wundern, aber ich hatte doch das Gefühl, dass ich mir bald etwas neues überlegen muss.

Und wenn der Jahresanfang 2020 nun schon einmal die Zeit der großen Käufe sein sollte, warum dann nicht zu einem neuen Tablet auch direkt ein neues Navi kaufen, zumal wenn der Hersteller darauf einen großzügigen Nachlass von rund 30% gibt? Schnellentschlossen habe ich mir also Anfang Januar das GO Premium X von TomTom in der etwas größeren 6-Zoll-Version zugelegt. Und bis jetzt bin ich damit sehr zufrieden.

Das Gerät hat einen großen Bildschirm und startet und läuft sehr flüssig.

Eine Konfiguration - von gerne gefahrenen Strecken und vor allem oft genutzten Zielorten - ist nicht nur über das Gerät selbst und damit über eine oft fummelige Oberfläche möglich, sondern kann auch über eine App auf dem Smartphone oder die Website des Herstellers erfolgen und wird dann auf das Gerät synchronisiert; das schätze ich insbesondere für die Bezeichnung der Zielorte, weil ich lieber auf einer ordentlichen Tastatur tippe als auf einer Bildschirmtastatur. Und so sind sehr fix und bequem nicht nur Wohn- und Arbeitsort, sondern auch ein gutes Dutzend häufig genutzte Ziele hinterlegt. Die Zieleingabe erfolgt - auf Wunsch - auch nicht mehr in der Folge “Land, Ort, Straße, Hausnummer”, sondern über einen “Suchschlitz”, wie man das bspw. von Google Maps und anderen Anbietern kennt: es genügt die Eingabe der Straße und ggf. des Ortes oder Teileingaben, worauf dann strukturierte Vorschläge erfolgen.

Eine Koppelung an das Smartphone (via Bluetooth) und eine Einbindung ins WLAN ist möglich; Karten- und andere Updates werden dann auch über das WLAN direkt heruntergeladen und nicht mehr erst auf dem PC gespeichert und dann per USB übertragen. Das geht zum einen viel schneller, und zum anderen muss man das Navi (wenn die Batterie ausreichend geladen ist) auch nicht mehr mit dem Rechner verbinden. Die Koppelung mit dem Smartphone ermöglicht auf Wunsch die Anwahl und Annahme von Gespräche über die Navi-Oberfläche (und das funktioniert parallel zu einer Kopplung mit dem Media-System des Fahrzeugs); zudem kann das Navi, wenn es über das eingebaute GPRS-Modem keine aktuellen Daten zur Verkehrslage enthält, die Online-Verbindung auf Wunsch auch über das Smartphone herstellen.

Die Routenführung gefällt mir ebenfalls sehr gut. Die Routenleiste am rechten Bildschirmrand wurde ausgebaut und kombiniert jetzt viele bislang anderswo angezeigt Informationen; man kann sie auch breiter schalten lassen und erhält dann Zusatzinformationen eingeblendet. So wird die relative Entfernung zu Staus und anderen Verkehrshindernissen wie auch zu POIs wie Tankstellen oder Parkplätzen eingeblendet, die sich ebenfalls in der Routenleiste finden. Kurz vor einem Stauende warnt das Display in roter Farbe samt Signalton, und steckt man im Stau, zeigt es dessen weitere Länge an. Auch werden hier Alternativrouten und die Entfernung bis zur Abzweigung von der bisherigen Route angezeigt und akustisch angekündigt. Auf Wunsch wird vor dem Abbiegen von mehrspurigen Straßen (außerorts) statt der Routenleiste wieder eine Übersicht der Fahrspuren angezeigt, bei der jetzt auch klargestellt wird, welche von mehreren abzweigenden Fahrspuren man sinnvollerweise - im Hinblick auf die nächste Abzweigung - nehmen sollte. Neu ist, dass in der Innenstadt größerer Städte die Gebäude am Straßenrand dreidimensional dargestellt werden, so dass man markante Gebäude dort wiedererkennen und sich daran orientieren kann. Insgesamt erscheint mir das System sehr durchdacht, intiutiv nutzbar und gut verständlich. Nicht ganz optimal finde ich allenfalls, dass bspw. auf Autobahnen in der Kartenansicht nicht mehr unbedingt angezeigt wird, wie weit es noch bis zur nächsten Abfahrt o.ä. ist, die man benutzen muss, sondern in der Regel erscheint, dass man bei der nächsten Abfahrt in x km weiter geradeaus fahren sollte. Aber damit kann ich gut leben (und vermutlich ist das auch konfigurierbar).

Dazu kommen natürlich noch viele weitere Features und Spielereien: Fahrtstatistiken, die Möglichkeit, das geparkt Auto mit einer App auf dem Handy wiederzufinden und vielerlei mehr. Auch kann man bei der Wegfahrt oder der Ankunft zuhause ab einer Entfernung von x Kilometern über IFTTT verschiedene Funktionen der Heimautomatisierung auslösen. Dafür ist die Möglichkeit weggefallen, das Fahrtziel und die Ankunft dort zu twittern - was ohnehin unter Datenschutzgesichtspunkten vermutlich keine optimale Idee war.

Insgesamt war das ein sehr guter Kauf - und nach achteinhalb Jahren habe ich auch kein schlechtes Gewissen, ein im Prinzip noch funktionierendes Gerät durch ein neues zu ersetzen.

[Dieser Eintrag wurde nachträglich im März 2020 veröffentlicht.]

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