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Zeitumstellung

Am vergangenen Wochenende war Zeitumstellung, von der Sommerzeit zurück auf die Winterzeit (technisch gesprochen: unsere Orts- oder die “Normalzeit”). War das in früheren Jahren ein (mit der Anzahl der Uhren bzw. technischen Geräte mit Uhren im Haushalt) zunehmender Aufwand, passiert das im 21. Jahrhundert eigentlich weitgehend automatisch, wie ich vor vier Jahren schon beschrieb. Die Stereoanlage blinkt ungestellt vor sich hin, die Uhr der Kaffeemaschine (derzeit ohnehin außer Betrieb und durch ein einfacheres Ersatzgerät ersetzt) zeigt etwas beliebiges an (weil wir sie von Hand ein- und ausschalten und sie daher keine Uhr braucht), alle anderen Geräte haben keine Uhren mehr oder stellen sich automatisch um (mit Ausnahme - nur noch - einer Uhr im Bad, aber die bleibt eben auf Sommerzeit); allenfalls dauert das etwas, bspw. im Auto.

Anno 2017 hatte ich geschrieben:

Die gerne diskutierte Frage, ob die zweimal jährliche Zeitumstellung sinnvoll oder zukunftsfähig sei, ist damit freilich noch nicht beantwortet …

Mittlerweile hatte sich ja auch die europäische Union mit dem Thema beschäftigt - wie so oft ist daraus (glücklicherweise) erst einmal nichts geworden. Denn so nervig wie die Umstellung ist, und wie ungern ich im Frühling eine Stunde Schlafenszeit “verliere”: sie ist sinnvoll, um die Uhrzeiten besser an den Wechsel von Tag und Nacht anzugleichen. Technisch haben wir das Problem weitgehend gelöst; wie schon beschrieben muss man kaum noch Uhren von Hand umstellen, und insbesondere IT-Geräte müssen ohnehin mit “Zeitsprüngen” zurechtkommen, bspw. bei Schaltsekunden und negativen Schaltsekunden. Warum also heutzutage auf diese Änderung für die Zukunft verzichten?

Das gerne gehörte Argument, die Veränderung bringe den Biorhythmus völlig durcheinander, sei wie ein “Mini-Jetlag”, überzeugt mich nicht. Einmal auf logischer Ebene nicht: ich habe noch nie gehört, dass eine Reise mit Bus oder Bahn nach Portugal oder England (WET, enstprechend einem Wechsel zur Winterzeit) oder nach Griechenland bzw. in die baltischen Staaten (EET, entsprechend einem Wechsel zur Sommerzeit) solche Folgen nach sich zöge. Und dann auf persönlicher Ebene nicht: meine Schlafenszeit wechselt, zum einen mit der Bettgehzeit (wann schaffe ich es, mich loszureißen und schlafen zu gehen?), aber auch mit der Aufstehzeit (die insbesondere am Wochenende gerne einmal später, manchmal aber aufgrund von Terminen auch früher ist).

Zudem bleibt ja die Frage, was denn die (realistische) Alternative wäre. Logisch wäre die Ortszeit, also die “Winterzeit”, die am besten auf die jeweiligen Tagesläufe abgestimmt ist; hingegen wäre die oft favorisierte, auch von der EU angepeilte Lösung die “dauerhafte Sommerzeit”, also der Ersatz der MET durch die WET. Klar, im Sommer ist das nett: man steht etwas früher auf, verschenkt also nicht soviel Sonnenzeit am Morgen, die man verschläft, und hat daher abends entsprechend früher frei und kann die Sommerabende bei Helligkeit nutzen. Aber was bedeutet das im Winter? Da geht die Sonne dann nicht kurz nach acht Uhr auf, sondern erst einige Zeit nach neun Uhr. Ist das wirklich erstrebenswert, gerade im Hinblick auf den Weg zur Arbeit - oder in die Schule?

Das insoweit manchmal gelesene Argument, man könne (ja müsse!) dann eben die Arbeits- oder Schulzeiten flexibilisieren, scheint mir einerseits lebensfremd (eine solche Flexibilisierung scheint mir nicht in Sicht und hätte auch ihre eigenen organisatorischen Probleme), andererseits zirkelschlüssig: ändert es irgendetwas, wenn ich im Sommer nicht die Uhr eine Stunde vorstelle, sondern stattdessen den Schulbeginn von 8 Uhr auf 7 Uhr vorverlege? Wohl kaum; nur der Aufwand ist größer, weil nicht einmal zentral die Zeit umgestellt wird, sondern jede Institution ihre Arbeits- und Öffnungszeiten saisonabhängig gestalten muss.

Mehr Lesestoff dazu:

Titelbild © by-studio - stock.adobe.com

[Nachträglich veröffentlicht im Dezember 2021.]

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