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PhotoRec: Katastrophe abgewendet

Wie praktisch ist es für die Illustration von Blogbeiträgen aus dem Urlaub doch, wenn man einen Ehepartner hat, der gerne, gut und viel fotografiert. Man bittet einfach schnell um die Speicherkarte aus der Kamera, findet im kleinen Netbook, das die Flugreise mitgemacht hat, sogar einen passenden Schlitz für den Leser und bedient sich dann aus der reichen Bilderauswahl. Gut, bei mehreren hundert (großen) Fotos war es vielleicht keine so kluge Idee, im Explorer große Symbolbilder anzeigen zu lassen … der Rechner rödelt nämlich vor sich hin und mag nicht mehr reagieren. Aber man kann den Explorer ja zwangsweise schließen oder notfalls den Prozess im Taskmanager beenden. Und wenn auch das nicht hilft, fährt man den Rechner eben runter. Und wenn er im Shutdown-Bildschirm hängt, kann man immer noch hart den Strom abschalten - einige Sekunden lang den Power-Knopf zu drücken genügt.

Vielleicht wäre es allerdings klug gewesen, das nicht mit der SD-Karte im Leser zu machen. Oder sie nicht während des Shutdowns herauszunehmen. Oder wenigstens vorher die Schreibschutzlasche auf “locked” zu schieben. Dann hätte die SD-Karte danach vielleicht auch noch ein Filesystem gehabt. Konkret hatte sie leider keines mehr. Das bedeutet: keine Bilder für den Blogbeitrag, sehr begrenzte Begeisterung bei der Fotografin …

Zurück in heimische Gefilde und am größeren Laptop dann der Versuch einer Rettung. Von PhotoRec habe ich bisher viel Gutes gehört - insbesondere soll das Programm auf einer Ebene unterhalb des Filesystems arbeiten, so dass dessen Fehlen nicht stört, und rein lesend, d.h. auch auf einer schreibgeschützten Karte, agieren können. Und, was soll ich sagen? Es funktioniert. Einfach, zuverlässig, toll.

Die Schritt-für-Schritt-Anleitung beschreibt die Vorgehensweise: defekte Karte einlegen, PhotoRec mit Administratorrechten starten, zu rettendes Laufwerk und Partition auswählen, Art des Filesystems angeben und wählen, ob nur der unallozierte Platz (gelöschte Dateien) oder die komplette Partition gescannt werden soll, Verzeichnis für die geretteten Dateien (auf einem anderen Datenträger …) angeben, und los geht es. PhotoRec scannt die nicht mehr als formatiert erkannte SD-Karte, rettet alle Dateien - nicht nur Fotos -, die es findet, und speichert sie am angegebenen Ort. Dabei erhalten Bilddateien als Zeitstempel (modification time) den aus den Metadaten (EXIF) ausgelesenen Aufnahmezeitpunkt, außerdem werden enthaltenen Thumbnails nochmals gesondert extrahiert. Auf diese Weise kann man die Dateien nach dem Aufnahmezeitpunkt ordnen und sie auch schnell durchblättern, also die “richtigen” Bilder zügig finden. Das ist deshalb wichtig, weil PhotoRec natürlich nicht nur die verlorenen 400 Urlaubsbilder findet, sondern über 2.000 andere, längst gelöschte Fotos aus den letzten drei oder vier Jahren.

Fazit: Operation gelungen, Haussegen hängt wieder gerade. :-)